Der Kiebitz (Vanellus vanellus) ist ein etwa taubengroßer Vogel aus der Familie der Regenpfeifer – ein auffälliger Vogel. Seine schwarze Oberseite und die weiße Unterseite bilden einen starken Kontrast, im Licht schimmert das Gefieder metallisch grün und violett. Sein auffälliger Kopfschmuck und der gaukelnde Flug mit den abgerundeten Flügelspitzen runden das Erscheinungsbild ab. Wer einmal den Ruf eines Kiebitz gehört hat, der vergisst ihn nicht mehr.
Leider wird der Kiebitz, ein ehemals häufiger Vogel in der nordwestdeutschen Tieflandschaft, immer seltener. Seit 2015 steht er auf der Roten Liste Niedersachsens als gefährdete Art.
Als typischer Vogel der Agrarlandschaft hat er besonders starke Einbußen im Bestand hinnehmen müssen. Als Bruthabitat bevorzugen die Vögel kurzrasige Feuchtwiesen mit Staunässe. Als Neststandort wird gerne eine unbewachsene Stelle gewählt.
Seit dem 20. Jahrhundert haben die Trockenlegung von Feuchtgebieten und die Intensivierung der Landwirtschaft einen erheblichen Einfluss auf die Kiebitzpopulation in Deutschland gehabt. In den letzten Jahrzehnten hat sich dieser Trend noch einmal verstärkt: Kühe stehen nicht mehr auf der Weide, sondern im Stall. Es fehlen kurzrasige Weiden. Die Wiesen werden alle paar Wochen gemäht, anschließend ausgebrachte Gülle sorgt für einen schnellen Graswuchs und eine Artenarmut an Wildkräutern. Insekten sterben, weil ihnen die Futterpflanzen fehlen und die insektenfressenden Kiebitze finden keine Nahrung mehr.
Immer häufiger weichen die Kiebitze auf Äcker aus, denn hier finden sie zum Beginn der Brutsaison noch unbewachsene Stellen – der Kiebitz hat gerne den Überblick, um Feinde rechtzeitig zu entdecken.
Was er bei der Errichtung seines Neststandorts nicht einplant, ist die Tatsache, dass ein solcher Acker mehrmals bearbeitet wird – pflügen, säen, spritzen usw. gefährden den Bruterfolg des Kiebitz. Immer wieder werden Gelege durch landwirtschaftliche Maschinen zerstört.
Noch haben wir Kiebitze im Heidekreis – vor allem auf Maisäckern entlang der Aller.
Die ehemaligen kurzrasigen Feuchtwiesen existieren hier kaum noch, die meisten Grünlandflächen entlang der Aller wurden eingedeicht und das Gras wächst schon früh im Jahr hoch auf.
Viele ehemalige Grünlandstandorte wurden außerdem zu Acker umgewandelt.
Um die verbleibenden Kiebitze zu schützen und ihren Bruterfolg zu sichern, existiert seit einigen Jahren das „Cash for Kiebitz“ – Projekt des Landkreises, bei dem Landwirte finanziell dafür entschädigt werden, um die Gelege der Kiebitze herum zu wirtschaften – dafür müssen die Gelege allerdings erst einmal gefunden und mit Bambusstäben markiert werden, was sehr zeitaufwändig ist, denn die Kiebitze sind nur schwer zu finden auf den großen Flächen.
In diesem Jahr hat die Ökologische Station Aller-Böhme das Projekt des Landkreises fortgeführt.
Ohne die Hilfe freiwilliger „Kiebitzpaten“, die jeweils das Absuchen einer landwirtschaftlichen Fläche übernommen haben, hätten wir niemals so viele Gelege retten können. Insbesondere Mitglieder des NABU und BUND waren uns eine große Hilfe und auch viele der Landwirte haben engagiert mitgearbeitet und selber Gelege auf ihren Flächen markiert und umwirtschaftet. So konnten wir in dieser Saison insgesamt 14 Gelege auf vier Flächen davor bewahren, bei der Bearbeitung zerstört zu werden.
Ein großer Dank an alle HelferInnen!