…sein Kamm und seine Gestalt erinnern an einen kleinen Drachen, in der Hochzeitstracht ist der Bauch des Männchens knallgelb mit schwarzen Flecken und außerdem ist er für Vertreter seiner Spezies mit bis zu 18 cm ziemlich groß. Und trotzdem kennt ihn kaum jemand. Die Rede ist vom Kammmolch (Triturus cristatus).
Diese große Molchart ist an Land meist nachtaktiv und kaum bekannt. Außerdem wird sie immer seltener, schon seit 1994 steht sie in Niedersachsen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Die Art ist u.a. dadurch gefährdet, dass die von ihr als Lebensraum benötigten, strukturreichen Landschaften heute in den intensiv landwirtschaftlich geprägten Gegenden kaum noch zu finden sind.
Auch die zunehmende Zerschneidung der Landschaft wirkt sich in Form von Wanderungsbarrieren wie Straßen negativ auf den Austausch zwischen den Populationen aus.
Der Molch benötigt ein Mosaik aus sauberen, fischfreien Gewässerbiotopen mit umgebenden Gehölzstrukturen wie Hecken und Wald. Auch artenreiche Ufersäume und extensives Grünland werden genutzt.
Wir haben den Kammmolch gesucht! Aber warum?
Der Kammmolch ist eine sogenannte „Art von gemeinschaftlichem Interesse“ und nach Gesetzen der Europäischen Union sind die Mitgliedsstaaten angehalten, diese Arten besonders zu schützen. Für das FFH-Gebiet der Allerniederung ist die Art gemäß der Verordnung „wertgebend“, d.h. in diesem Gebiet wurde der Kammmolch nachgewiesen und der Wert des Gebietes für den Naturschutz bemisst sich unter anderem eben daran, dass er hier zu finden ist. Der letzte Nachweis des Kammmolchs für das Betreuungsgebiet der Ökologischen Station Aller-Böhme stammt jedoch aus den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts – Zeit, das mal wieder zu überprüfen.
Wir haben im Frühjahr zunächst Gewässer gesichtet, welche potentiell als Lebensraum für den Kammmolch in Frage kämen. Von denen haben wir dann zehn ausgewählt, in welchen wir versuchen wollten, den Kammmolch nachzuweisen. Hierfür haben wir im Eigenbau spezielle Reusen angefertigt.
Während der Paarungszeit halten sich Kammmolche am Grund von Gewässern auf. Nachts steigen sie dann zum Atmen an die Oberfläche.
Diese Angewohnheit führt dazu, dass die Molche in die Reusen gelangen, welche rundherum Öffnungen aus abgeschnittenen Flaschenhälsen aufweisen.
In mehreren Nächten im Mai haben wir die Reusen in den ausgewählten Gewässern der Allerniederung abends spät ausgebracht und morgens früh wieder eingeholt.
Mit dem ernüchternden Ergebnis: kein einziger Kammmolch. Auch andere Molcharten konnten wir nicht nachweisen, der spannendste Fund war ein Wasserfrosch.
Was hingegen in großer Zahl in den untersuchten Gewässern in die Reusen ging waren räuberische Wasserkäfer, teilweise auch invasive (also nicht heimische, eingeschleppte, sich unkontrolliert ausbreitende Arten). Dieser ernähren sich unter anderem von Amphibienlarven – vielleicht ein Erklärungsansatz.
Einen Hinweis hatten wir jedoch noch: im Frühjahr wurde ein Kammmolch ein wenig außerhalb des Gebietes in einem Krötenzaun gefunden. Also haben wir einen letzten Versuch gestartet und zwei Gewässer im Wald in der Nähe des Zauns, außerhalb unserer Schutzgebiete, beprobt. Mit Erfolg! Wir konnten zwei große Populationen des Kammmolchs in den Gewässern nachweisen.
Und was heißt das jetzt?
Aufgabe der Station in den kommenden Jahren wird es sein, die Lebensräume im Gebiet wieder so aufzuwerten oder neu zu gestalten, dass sich der Kammmolch hier, ausgehenden von den außerhalb verbliebenden Restpopulationen, wieder ansiedeln kann.
D.h. Schaffung entsprechender Gewässer und Lebensräume sowie Maßnahmen zur Vernetzung der bestehenden Vorkommen zu den bereits geeigneten Gewässern, z.B. über Einrichtung sogenannter „Trittsteinbiotope“ und Strukturelemente wie Steinhaufen, Säumen und Hecken.